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Denkmalzone Sobotište – Habaner Hof

Die religiöse Strömung der Neo-Baptisten bildete sich im frühen 16ten Jahrhundert in der Schweiz. Durch ihren Glauben versuchten sie sich der frühchristlichen Gesellschaft näher zu bringen, gaben das Privateigentum auf und führten neue soziale und wirtschaftliche Prinzipien in die Gesellschaft ein. Von Anfang an wurden sie verfolgt und nach und nach aus allen Ländern vertrieben, in denen sie sich niederließen. In den Augen der katholischen Kirche war es eine ketzerische Idee, dass die Taufe von Kindern falsch war, und man sollte sich entscheiden, der Kirche nur im Erwachsenenalter auf der Grundlage des eigenen Bewusstseins beizutreten. Das Verhältnis zur päpstlichen Kirche, zur säkularen Macht und zur Gesellschaft war ebenfalls ein entscheidendes Thema. In ihrem Glauben und Leben waren sie vorrangig Gott unterworfen. Sie bildeten ihre eigenen Gemeinschaften auf der Grundlage wirtschaftlicher und sozialer Gleichheit, die sich von der säkularen Macht trennen wollten. Alle brüderlichen Höfe bildeten zusammen eine Gemeinde, die vom Bischof (Vorsteher) verwaltet wurde. Ihre Mitglieder waren nicht bereit, Waffen zu ergreifen und in Regierungsbüros zu dienen. Die Gemeinden haben das Privateigentum abgeschafft und eine neue Gesellschaftsordnung eingeführt. Die brüderlichen Höfe waren eine unabhängige wirtschaftliche Einheit, eine kirchliche Gemeinschaft, die selbst ihre Mitglieder richtete und bestrafte, gemeinsam Kinder erzog und bildete.

Bereits schon im Jahr 1546 errichteten in Sobotište die Neo-Baptisten den ersten brüderlichen Hof in der Slowakei. Sie ließen sich hier auf die Einladung des Grafen František Nyáry nieder, der sie von seinem Besitz in Mähren kannte. Sie kauften eine trostlose Mühle  vom Bauern Kliment Papp, der sich in dieser Zeit außerhalb des Dorfes befand. Nach der Vertreibung der Anabaptisten aus Mähren im Jahr 1622 wurde Sobotište der Sitz des Bischofs (Vorsteher) und das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der Habaner-Gemeinde in unserem Gebiet. Der Bischof war der oberste Richter, Administrator, Führer und Aufseher. Die Habaner waren bekannte Handwerker: Töpfer, Krüger, Schmiede, Metallschmiede, Messermacher, Schlosser, Gürtelmacher, Sattler, Maurer, Tischler, Tuchmacher, Weber, Schneider, Uhrmacher, Müller, Winzer, Gärtner usw. Für ihre Fähigkeiten erhielten sie verschiedene Privilegien von den Herren, zum Beispiel zahlten sie keinen Zehnten, keine Steuern auf die Mühle, die Kneipe und den Schlachthof, sie zahlten den  Herren nur bescheidene Gebühren, im Falle einer Mobilisierung schickten sie nur einen ausgerüsteten Reiter, andernfalls wurden sie vom Militärdienst und Schutz befreit. Am Ende des 17ten Jahrhunderts kam es aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes (Kriegskonflikte, Überfälle von Truppen, Plünderungen und Verbrennungen von Wohnungen) zu einem wirtschaftlichen Niedergang und einer moralischen Auflösung der Habaner-Gemeinschaft, die im Jahr 1686 zum Niedergang des Miteigentums führte. Das Streben des Herrschers um Rekatolisierung der Habaner war immer stärker. Im Jahr 1733 wurde ein königliches Mandat erteilt, das strengstens vorschrieb, dass alle Habaner-Kinder von katholischen Priestern getauft werden sollten. Trotz der katholischen Taufe wurden die Kinder in den Habaner-Familien weiterhin erzogen. Bis zum Jahr 1763 konvertierten die meisten Habaner aber unter dem Druck von neuen Vorschriften. Die ihrem Religion treuen Habaner mussten das Land verlassen. Der Habaner Hof in Sobotište wurde  seit dem Jahr 1766 von der katholischen Verwaltungsgesellschaft  „Novodvoranská spoločnosť“  verwaltet. Ein Jahr später begann auf Initiative von Maria Theresia der Bau der Kapelle im Habaner Hof. Im Jahr 1810 lebten in Sobotište ca. 250 Habaner in 30 Häusern. Sie bildeten immer eine alleinstehende Gemeinde mit eigenem Bürgermeister, Schule, mit der allgemeinen Kasse, in die die Einkommen aus dem gepachteten Land, Gärten und Einkommen aus der Habaner  Kneipe, Mühle und Schlachthof flossen. Sie sprachen Deutsch miteinander. Sie behielten ihre sogenannte „Autonomie“ bis die 1950er Jahre bei, als die Verwaltung des gemeinsamen Eigentums endgültig beendet  wurde. Die Nachkommen dieser Familien leben noch im Dorf. Im Jahr 1999 wurde der Habaner Hof zur Denkmalzone erklärt. Der älteste Habaner Hof in der Slowakei ist eine einzigartige Stadtstruktur. Die Denkmalzone besteht aus ca. 73 Gebäuden und es befand sich hier  7 unbewegliche nationale Kulturdenkmäler. Der „Bildungspfad durch den Habaner Hof“ führt Sie durch die Habaner Architektur der Denkmalzone, die Sie davon überzeugen wird, dass die Habaner in Sobotište tiefe und unauslöschliche Spuren hinterlassen haben.

Habaner Scheune

Nationales Kulturdenkmal

Ein wichtiger Teil des Gebäudebestands der Denkmalzone sind Wirtschaftsgebäude. Das wichtigste Gebäude ist die ursprüngliche Scheune aus dem Ende des 18ten Jahrhunderts mit bedeutenden Elementen der Habaner-Architektur. Das Einraumgebäude besteht aus ungebrannten Ziegeln auf einem Steinfundament mit niedrigen Seitenwänden. Die dominierende atypische Masse des Gebäudes ist das Dach, das sich bis zum Gelände erstreckt. Die Scheunengiebel sind verschlagen und vor der Fassade vorgeschoben.

In der Denkmalzone befinden sich mehrere andere Scheunen aus dem 19ten Jahrhundert. Zusammen mit den Ställen und Scheunen unterscheidet sich ihre Architektur nicht wesentlich von den traditionellen Volksbauernhäusern der Region. Ihre Baumaterialien sind ungebrannte Ziegel, Stein und Holz. Viele Scheunen und Scheunen haben noch den Habaner-Schrägdachbinder erhalten.

Ein Volkshaus/Nummer 497/

Nationales Kulturdenkmal

Das Volkshaus ist ein typisches Gebäude, das eine Kombination von Volksarchitektur von der Region Záhorie oder Kopanice mit Habaner-Architektur darstellt. Objekte dieser Art wurden von den Nachkommen der Habaner aus der ersten Hälfte des 19ten Jahrhunderts gebaut. Alle wurden vor Beginn des 20ten Jahrhunderts erbaut, wie aus der historischen Landkarte des Dorfes Sobotište von dem Jahr 1900 hervorgeht. Zum Gebäude gehörte jetzt schon sanierte Habaner-Scheune, aus der im Garten ein Steinfundament erhalten geblieben ist.

Habaner-Kapelle

Basierend auf einigen Quellen wird angenommen, dass sie an der Stelle des ursprünglichen Habaner-Gebetshauses steht. Die Habaner-Kapelle trägt das Datum 1837 auf dem Giebel. Es ist problematisch festzustellen, ob es sich um dasselbe Gebäude handelt, dessen Bau im Jahr 1767 von Maria Theresia begonnen wurde, als die Habaner zum Katholizismus konvertierten. Es ist dem Heiligen Kreuz gewidmet. Von der ursprünglichen Kapelle ist ein Sanktuarium erhalten geblieben – ein Heiligtum aus dem alten Gebetshaus. Die Kapelle verfügt über Rokoko-Möbel und Skulpturen aus dem 18ten Jahrhundert. Die Habaner setzten die Rekatholisierung unter der Bedingung fort, dass sie einen eigenen deutschsprachigen Priester hatten. Er diente täglich in der Kapelle eine Messe, aber sonntags gingen die Habaner zur Pfarrkirche im Dorf. Bis heute werden jeden Dienstag regelmäßig Messen in der Kapelle abgehalten.

Habaner Schlosserei /Kneipe/

Nationales Kulturdenkmal

Der Ursprung des Gebäudes geht auf das Jahr 1711 zurück. Im heutigen Gebäude befindet sich die Datierung aus dem Jahr 1785, als die Habaner die Erlaubnis erhielten, eine zweistöckige Weinkneipe  über der noch heute zugänglichen Steinkeller zu errichten, die in den Felsen gehauen wurde. Die Schlosserei besteht aus 4 Haupträumen, die noch erhalten sind. Im Obergeschoss befand sich die Wohnung des Gastwirts, unter der Wohnung befand sich ein Gemeinschaftsraum, in dem Versammlungen, Beratungen stattfanden und wichtige Gäste der Habaner-Gemeinde angenommen wurden stattfanden. In Richtung Straße wurde einen Saal gebaut. Sein Schild stammt aus dem Jahr 1846. Es diente als tägliche „Kneipe“, aber auch soziale Unterhaltung und Theateraufführungen fanden hier statt. Es ist interessant, dass die Schauspieler die Bühne von der Straße aus durch die Fenster betraten.

Ein Volkshaus/Nummer 485/

Nationales Kulturdenkmal

Einige Gebäude in der Denkmalzone unterscheiden sich in ihrer materiell-dispositionellen Lösung erheblich von der traditionellen Volksarchitektur der Region. Nach dem Verfall des kollektiven Eigentums im 17ten Jahrhundert bauten die einzelnen neo-baptistischen Familien wirtschaftlich unabhängige Häuser, wobei wurden die Unterschiede von der traditionellen Volksarchitektur aufbehalten. Die Häuser hatten die Form breiterer Längsgebäuden mit einem hohen Dach, das mit Strohbündeln bedeckt war, und einem Dachboden, den sie im 18ten und anfangs 19ten Jahrhundert bauten. Die Dominante von diesen Häusern war ein großer Raum, der meistens als Werkstatt genutzt wurde. Daneben befand sich ein Vorhaus mit einer schwarzen Küche und einem offenen Kamin. In der schwarzen Küche gab es einen Herd mit einer Feuerstelle und davon wurden auch die Kacheloffen in den Nebenzimmern geheizt. Im Erdgeschoss befanden sich auch ein Esszimmer und ein Abstellraum.

Habaner Rathaus (sog. Štíbel, Štíbl)

Nationales Kulturdenkmal

Das Gebäude stammt aus der zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts. Wie der Name schon sagt, bauten die Habaner das Rathaus als einen Ort, an dem sich die Vertreter der Habaner Gemeinde trafen und über allgemeine Angelegenheiten und Verwaltung entschieden. Aus der Volkstradition wissen wir, dass nach der Rekatholisierung hier jedes Jahr bei dem Dreikönigsfest die Wahlen des „Vorstandes“ – des Verwalters des Habaner-Anwesens und seiner Assistenten sowie auch des Angestellten der Schlosserei stattfanden und hier die Buchhaltung – „Zahlen“ von der Wirtschaft für das Vorjahr zusammengestellt wurden. Die sogenannten Habaner „Zahlen“ waren nach dem Kirchtag der zweitgrößte Feiertag des Habaner-Dorfes. Nach den Wahlen und den „Zahlen“ fand in der Schlosserei und in dem Rathaus ein großes Gemeindefest statt. Jeder Teilnehmer / Habaner oder Nicht-Habaner / bekam einen halben Liter Wein und das Essen kostenlos.

Habaner Glockenturm

Nationales Kulturdenkmal

Der spätbarocke Glockenturm ist eines der interessantesten Gebäude im Habaner Hof. Die Habaner bauten einen gewölbten Keller im abschüssigen Gelände und im Jahr 1753 bauten einen Ziegelsteinturm darüber – einen Glockenturm mit einer Uhr. Auf dem Turm befinden sich drei Uhren, die sich über den Schallfenstern befinden. Die Seltenheit ist, dass die Uhr nur einen Zeiger hat und nur eine halbe und eine volle Stunde schlägt. Die Glocke begleitete die Habaner auf ihrer letzten Reise. Heute läutet der Glockenturm von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends.

WASSERMÜHLE

Nationales Kulturdenkmal

Die Mühle ist eine der Dominanten der Denkmalzone. Die Habaner Gemeinde kaufte sie im Jahr 1545 vom Bauern Kliment Papp. An der Fassade sind vier Datierungspatronen erhalten (1739, 1816, 1822, 1921). Das Jahr 1739 ist wahrscheinlich mit der ältesten Putzschicht und dem aktuellen Grundriss des Gebäudes verbunden. Im 19ten Jahrhundert wurde die Mühle mit grobkörnigem Gips verkleidet. Auf dem Inneren der Mehlburg steht das Jahr 1850 und hängt wahrscheinlich mit der Erneuerung der Mühlentechnologie zusammen. Bis zum Jahr 1945 war die Mühle im gemeinsamen Besitz der Habaner-Gemeinde, die sie pachtete und den Gewinn an die gemeinsame Kasse übertrug. Mit der Abschaffung des Privathandels im Jahr 1951 hörte es dort auf zu mahlen. Der Mühle verfiel ein halbes Jahrhundert lang. Im Jahr 2001 wurde der Umbau des Fachwerks und des Daches durchgeführt und in den Jahren 2019 bis 2020 im Rahmen des Projekts „Auf den Spuren von Habaner“ umfassend umgebaut. Die wertvollste Form der Spätrenaissance wurde ihm zurückgegeben.