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Das Schriftwesen der Neo-Baptisten

Eine wertvolle Quelle, aus der wir etwas über die Geschichte und Struktur der neo-baptistischen Gemeinschaften lernen, sind ihre schriftlichen Denkmäler. Dazu gehören Chroniken, Briefe und Predigten der Gründer und Ältesten (Episteln), theologische und biblische Schriften, Liederbücher, Ordnungen und schriftliche Mitteilungen an den Adel und andere neo-baptistische Bruderhöfe.

Nachdem Sobotište das Zentrum der Neo-Baptisten wurde, wurde ein Archiv aus Mähren übertragen. Der Vorsteher (Bischof) Andreas Ehrenpreis (1639-1662) veröffentlichte neben pastoralen und theologischen Briefen auch mehrere Ordnungen. Die Regelung des Lebens der Neo-Baptisten in Form von Ermahnungen und Warnungen besteht bei den Neo-Baptisten praktisch seit ihrer Gründung. In dem Zeitraum 1633-1655 veröffentlichte A. Ehrenpreis mindestens 17 Ordnungen. (Wir kennen sie insgesamt 37). Die meisten davon waren einem bestimmten Bereich gewidmet und richteten sich an bestimmte Gruppen wie Bademeister (1633, 1637, 1654), Messerschmiede (1641, 1650, 1655), Töpfer (1642), Müller, Lagerverwalter, Hofverwalter, Einkäufer, Schneider und Fuhrmänner, Lebensmittelträger (1640) Obstbaum- und Weingartenverwalter (1651). Mehrere Ordnungen waren fast eine wörtliche Wiederholung von bereits veröffentlichten Ordnungen, andere wurden ergänzt und an die damaligen Umstände angepasst. Der zweite Typ waren die Ordnungen, die das Leben der gesamten Gemeinde regierten- Gemeindeordnungen. Der Höhepunkt der gesamten Ehrenpreis Reform ist die allgemeine Ordnung vom Jahr 1651. Diese Ordnung wurde dann jedes Jahr in jedem neo-baptistischen Bruderhof gelesen.

In Bezug auf die zurückhaltende oder negative Haltung der Gesellschaft gegenüber den Neo-Baptisten veröffentlichten sie die Mehrheit ihrer Werke nur in Manuskripten. Sie verwendeten deutsch gedruckte protestantische Bibel.

Nach bisherigen Kenntnissen wissen wir, dass die Neo-Baptisten aus Sobotište ihre schriftlichen Aufzeichnungen seit dem Jahr 1591 ununterbrochen führten. Aus der älteren Zeit wurden sie jedoch nicht aufbehalten.

Während der Rekatholisierung zwischen Jahren 1758 und 1780 wurde das Schriftwesen der Brüder beschlagnahmt oder zerstört. Es gelang sich den Neo-Baptisten einige von den Büchern zu verstecken und sie vor der Beschlagnahme zu bewahren. Am Ende des 19ten Jahrhunderts und auch nach dem Ersten Weltkrieg fanden sie auf dem Dachboden eines Haban-Hauses einen Schlupf mit Büchern. Im April 1961 entdeckten sie in der Wand des Haban-Hauses der ehemaligen Töpferfamilie Müller die neo-baptistischen Schriften aus der Zeit der Wende vom 17ten zum 18ten Jahrhundert, verpackt in den Leinwandverpackungen. Die Schriften gehörten dem letzten Bischof von Sobotište – Zacharias Walter. Die Bücher waren die Reste von der Bibliothek der Diener des Wortes in Sobotište, die am Ende des 16ten Jahrhunderts gegründet wurde. Einige von den Büchern wurden in den Jahren 2001 und 2003 restauriert.